Als Arzt in die Schweiz: Viele Vorteile – doch wo ist der Haken?

Lesedauer: 12 Minuten

Attraktive Vergütung, hohe Klinikbudgets, flache Hierarchien, geregelter Freizeitausgleich bei Überstunden und weniger administrativen Aufwand – die Schweiz bietet Ärzten viele Vorteile. Zudem könnte der in den letzten Jahren herrschende Ärztemangel in der Schweiz für deutsche Ärzte ganz neue Perspektiven eröffnen.

 

Es häufen sich jedoch auch kritische Stimmen, die einige Nachteile des hoch gelobten Schweizer Abrechnungssystems nennen oder über die Unaufgeschlossenheit und gewisse Kälte der Schweizer Kollegen und Patienten gegenüber Deutschen berichten. Doch wie sieht die aktuelle Situation wirklich aus?

Finden Sie in unserer umfangreichen Schweiz-Reportage alle wichtigen Daten und Fakten, Erfahrungsberichte deutscher Ärzte sowie eine Liste möglicher Ansprechpartner und weiterführende Links.

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Maximilian Kranz

Maximilian Kranz ist Personalberater bei der Ärztevermittlungsagentur doctari Schweiz mit dem Sitz in Allschwil (Basel). Nach seinem Studium der Politikwissenschaften ist er seit 2017 bei doctari tätig und zuständig für den Bereich Stellenberatung/Vermittlung in Schweizer Kliniken.

 

Seit Monaten berichten Medien von einem Ärztemangel in der Schweiz. Wie sieht die aktuelle Situation aus?

M. Kranz: Wir sehen tatsächlich vor allem in der Grundversorgung – Hausärzte und Pädiater – einen massiven Mangel an qualifizierten Ärzten. Je nach Region sind natürlich auch andere Fachrichtungen betroffen. Die Schweizer Universitäten haben aktuell noch nicht die Kapazität, um genügend Ärzte auszubilden und sind daher dringend auf Ärzte aus dem Ausland angewiesen. Diese Situation wird sich wahrscheinlich so schnell auch nicht entschärfen.

Wir sehen vor allem in der Grundversorgung einen massiven Mangel an qualifizierten Ärzten.

Gibt es regionale Unterschiede?

 M. Kranz: Es gibt durchaus regionale Unterschiede, insbesondere im ländlichen Bereich herrscht akuter Mangel bei den Grundversorgern. In Großstädten hingegen und vor allem auch in Zürich gibt es eine hohe Ärztedichte.

Welche Fachrichtungen sind in der Schweiz besonders gefragt?

M. Kranz: Die Nachfrage an Hausärzten und Pädiatern ist sehr groß. Auch Internisten, Gynäkologen und Geriater sind gefragt. Für Kliniken sind Spezialisten insbesondere im Bereich Intensivmedizin/Schmerztherapie und Onkologie interessant.

Die Schweiz hat allein schon durch ihre Größe wesentlich weniger hochspezialisierte Einrichtungen wie z.B. Deutschland. Daher ist die Nachfrage an sehr hochspezialisierten Ärzten nicht so hoch wie an den Generalisten.

Welche Voraussetzungen sollten Ärzte mitbringen, bevor sie sich in der Schweiz bewerben? 

M. Kranz: Interessierte Kollegen sollten die Staatsbürgerschaft eines EU oder EFTA Mitgliedstaates besitzen und im Idealfall drei Jahre ärztliche Erfahrung in Vollzeit-Anstellung vorweisen können. Zudem, falls Deutsch nicht die Muttersprache ist, sollte das Sprachniveau auf Level B2 oder C1 des europäischen Referenzrahmens nachgewiesen werden.

Bei Assistenzärzten muss zudem geprüft werden, ob die Weiterbildungsinhalte in Deutschland anerkannt werden.

Anm. der Red.: Auf der Webseite der „Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte“ (FMH) kann man sich über die Weiterbildungsordnung, einzelne Fachgebiete sowie die verfügbaren Weiterbildungsprogramme ausführlich informieren.

Ich möchte als Arzt in der Schweiz arbeiten: Was ist der erste Schritt?

M. Kranz: Zuerst sollte geklärt werden, ob man eine Arbeitsgenehmigung in der Schweiz erhalten kann. Entweder z.B. durch eine EU/EFTA Staatsbürgerschaft, oder durch einen Familiennachzug.

Für eine Tätigkeit in der Schweiz benötigen Ärzte eine Gleichwertigkeitsanerkennung (die sogenannte MEBEKO Anerkennung). Je nachdem, ob die medizinische Ausbildung in der EU / EFTA oder in einem anderen Staat absolviert wurde, gibt es ein bestimmtes Antragsverfahren. Besitzt ein Arzt die Anerkennung bereits zu Beginn des Bewerbungsverfahrens, kann dies die Chancen auf eine Stelle erhöhen.

Anm. der Red.: Für die Anerkennung von Arztdiplomen aus den EU-Mitgliedstaaten ist die Medizinalberufekommission (MEBEKO) mit dem Sitz in Bern zuständig. Auch für die Anerkennung von Diplomen, die außerhalb der EU erworben wurden, ist MEBEKO der zentrale Ansprechpartner. Die MEBEKO-Anerkennung gilt ein Leben lang. Weitere Informationen finden Sie hier.

 
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 Wie sieht das weitere Vorgehen aus?

M. Kranz: Nicht alle Fachrichtungen und Zusatzbezeichnungen, die in Deutschland gängig sind, lassen sich in das Schweizer System übertragen. Man sollte sich vorher darüber genau informieren.

Der generelle Bewerbungsprozess ähnelt dem in Deutschland: Die vollständigen Bewerbungsunterlagen werden beim potentiellen Arbeitgeber eingereicht, es gibt Vorstellungsgespräche und gegebenenfalls ein Probearbeiten. Je nach Tätigkeitsbereich muss zudem beim Kantonsärztlichen Dienst eine Berufsausübungsbewilligung beantragt werden.

Wie lang dauert der ganze Prozess in der Regel?

M. Kranz: Der Anerkennungsprozess der Diplome kann unter Umständen bis zu 3 Monate dauern und kostet ca. 800 bis 1000 CHF pro Urkunde. Wer also noch keine MEBEKO Anerkennung hat, sollte mit 3-6 Monaten vom Tag der Bewerbung bis zum ersten Arbeitstag rechnen.

Wie hoch sind die Arztgehälter in der Schweiz?

M. Kranz: Es gibt kantonale Unterschiede und die Höhe des Gehalts hängt auch von der Fachrichtung, der Berufserfahrung, sowie der Größe der Klinik ab. Eine 36-jährige Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit 2-jähriger Erfahrung als Oberärztin kann beispielsweise im Kanton Zürich an einer kleinen Klinik mit einem Jahresbruttolohn von ca. CHF 146.000 rechnen (bei einem Beschäftigungsgrad von 100%).

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"Ein Facharzt für Frauenheilkunde mit zweijähriger Erfahrung als Oberarzt könnte mit 146.000 CHF Jahresbruttolohn rechnen.“

 

Allerdings müssen auch die höheren Lebenshaltungskosten berücksichtigt werden. Lebensmittel sind oft deutlich teurer als in Deutschland und auch die Mieten sind in der Regel recht hoch. In Zürich beispielsweise bekommt man für CHF 1.000 nur ein kleines Einzimmerapartment oder vielleicht sogar nur ein WG-Zimmer. Man sollte schon allein für die Miete mindestens CHF 2.000 bis 3.000 einkalkulieren. Auch die Kosten für einen Telefonanschluss oder Handyverträge sind deutlich höher als in Deutschland.  

Schweizer Gesundheitssystem: Was ist besser und was vielleicht schlechter als in Deutschland?

M. Kranz: Aus der Perspektive der Ärzte hat das Schweizer Gesundheitssystem auf jeden Fall viele Vorteile: höhere Klinikbudgets, hoher Personalschlüssel, vergleichsweise flache Hierarchien und weniger administrativen Aufwand.

Je nach Position kommt mit dem Wechsel erst einmal ein Karriere-Downgrade.

Eine Hürde könnte der Positionswechsel bzw. ein gewisser Positionsabstieg in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland sein: Als deutscher Chefarzt kann man in der Schweiz nicht unbedingt direkt in eine Chefarztposition starten. Ein Chefarzt könnte hier beispielweise zuerst als leitender Arzt anfangen und dann nach drei bis vier Jahren auf die Position kommen, die er in Deutschland bereits hatte.

Auch der häufige Stellenwechsel im Lebenslauf ist in der Schweiz nicht gerne gesehen. Nach zwei Jahren die Stelle zu wechseln, ist hier nicht so üblich und wenn man anstrebt, seine Karriere voranzutreiben, dann ist es empfehlenswert, langfristig an einer Klinik zu bleiben. Auch die Einstufung im Lohn hängt sehr stark damit zusammen. Folgende Situation erleben wir sehr häufig z. B. bei Honorarärzten: bei einer Festanstellung werden nicht die vielen Jahre Berufserfahrung angerechnet, sondern wirklich nur der Teil, in dem man Vollzeit gearbeitet hat. Wenn jemand zum Beispiel temporär nur zu 60% an einer Klinik tätig war, werden die Monate nur anteilig angerechnet, was die Berufserfahrung zusammenschrumpfen lässt und sich natürlich auch negativ auf das Gehalt auswirkt.

Also für jemanden, der kurzfristig in die Schweiz kommen und reinschnuppern möchte, empfehle ich die Honorartätigkeit mit temporären Einsätzen, um zu sehen, wie das Gesundheitssystem hier funktioniert. Aber wer den Schritt wagen möchte, in der Schweiz eine Festanstellung anzutreten, der sollte zuerst fünf bis zehn Jahre an einer Klinik einplanen. Dann kann man in der Schweiz eine steile Karriere hinlegen.

Stichwort Steuern: Wie sieht die steuerliche Situation für Ärzte in der Schweiz aus?

M. Kranz: Jeder Kanton regelt seine Besteuerung anders, hierbei kann es zu teilweise massiven Unterschieden kommen. An den Spitzensteuersatz in Deutschland von über 40% kommen Sie jedoch nicht ran. Nach allen Abzügen haben Sie in der Schweiz mehr übrig als in einer vergleichbaren Position in Deutschland. Es ist zwar schwer zu vergleichen, aber man hat in der Schweiz ein bis zu 30% höheres Netto-Einkommen als in Deutschland.

Wie ist die Reaktion auf deutsche Ärzte? Wie werden sie von Kollegen aufgenommen?

M. Kranz: Da mittlerweile ca. ein Drittel aller Ärzte in der Schweiz aus dem Ausland kommen, ist eine Zusammenarbeit an den meisten Kliniken zur Normalität geworden. Erfahrungsgemäß finden die Kollegen, die offen auf ihre Schweizer Mitbürger zugehen, schnell Anschluss.

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„Wenn es wirklich nur ums Gehalt geht, ist die Schweiz nicht unbedingt der beste Start.“

Welche kulturellen Besonderheiten sollte man auf jeden Fall beachten?

M. Kranz: Schweizer sind sehr stolz auf ihre sprachliche Vielfalt und Kultur. Gerade die Schweizerdeutschen Dialekte sind ein Ausdruck dieser Kultur und man sollte nicht automatisch davon ausgehen oder erwarten, dass Unterhaltungen auf Hochdeutsch (in der Schweiz „Schriftdeutsch“ genannt) geführt werden.

Es gibt auch gewisse Mentalitätsunterschiede, beispielsweise ist es eine landestypische Gepflogenheit, dass man nicht gerne über Geld oder Gehälter redet. Auch wenn man Bekannte fragt, was sie aktuell verdienen, kann man schon mal auf Granit beißen, weil es sich einfach nicht gehört, über Geld zu sprechen.

In unserem kurzen Skype-Interview beantwortet Maximilian Kranz folgende Fragen:

  • Was sind die häufigsten Hürden für deutsche Ärzte in der Schweiz?

  • Ihr Rat an alle Ärzte, die in der Schweiz arbeiten möchten?

Videodauer: ca. 4 Minuten

Über doctari

Die Firma doctari wurde 2008 in Berlin gegründet. Seit 2012 vermittelt doctari Fachkräfte aus allen Gesundheitsberufen sowohl an Kliniken als auch an Praxen in der Schweiz. Seit 2016 wird zudem medizinisches Fachpersonal auch bei doctari fest angestellt. Das Angebot umfasst sowohl die Vermittlung von temporären Einsätzen als auch von Festanstellungen und ist für Ärzte und Pflegepersonal kostenfrei. Interessierte Kolleginnen und Kollegen können sich telefonisch unter +41 61 485 14 80 oder per E-Mail an team@doctari.ch melden.

 
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Pro & Contra: Deutsche Ärztinnen berichten

Zwei deutsche Ärztinnen entscheiden sich vor knapp zehn Jahren, dem Heimatland den Rücken zu kehren und wagen den beruflichen Schritt in die benachbarte Schweiz. Lesen Sie hier zwei Berichte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. 

Die Kinderärztin Elke K. übernimmt eine Praxis im ländlichen Raum im Kanton Luzern. Ihre Kollegin Michaela S., Ärztin für Allgemeinmedizin entscheidet sich dagegen für eine Großstadt und zieht nach Zürich um.

Warum gerade die Schweiz?

Bei der Antwort auf diese Frage sind sich beide Ärztinnen einig: Von der ärztlichen Tätigkeit in der Schweiz erhofften Sie sich ein “freies Arbeiten ohne KV Deckelung und Leistungsbegrenzung sowie weniger Verwaltungskram” und mehr Zeit für Patienten.

Wie war die Reaktion auf eine deutsche Ärztin?

Kinderärztin Elke K.: „Die Reaktion der Patienten war sehr gut. Vor allem hier in der deutschsprachigen Schweiz, wo viele Ausländer arbeiten, sind die Patienten oft froh, bei jemandem Verständnis zu finden, der auch selber Nichtschweizer ist. Auch die Arzt-Patient Beziehung ist in der Schweiz anders als in Deutschland: Sie ist hier intensiver, persönlicher, und familiärer.  Zudem haben die Patienten mehr Respekt vor dem Arzt. “

Allgemeinärztin Michaela S.: „Ein deutscher Arzt wird hier nur dann akzeptiert, wenn er eine gute Leistung bringt. Ich fühle hier in Zürich eine gewisse Kälte und Unaufgeschlossenheit gegenüber Deutschen. Allerdings gebe ich zu, dass die Arbeit des Arztes hier mehr geschätzt wird und die Patienten sind wirklich dankbar, wenn man ihnen helfen konnte.“

Gab es sprachliche Barrieren?

Kinderärztin Elke K.: „Es gab absolut keine sprachlichen Barrieren.“

Allgemeinärztin Michaela S.: „Da ich selbst aus Süddeutschland komme und da auch studiert habe, kann ich Schweizerdeutsch sehr gut verstehen. Bei Patienten habe ich allerdings das Gefühl, sie hätten lieber einen Arzt, der Schweizerdeutsch spricht.“

Es geht mir oft so, dass ich angelächelt werde, aber sobald ich dann Hochdeutsch spreche, ist es vorbei mit der vordergründlichen Freundlichkeit.

Fühlen Sie sich unter den Kollegen willkommen?

Kinderärztin Elke K.: „Da in der Schweiz nach wie vor Ärztemangel herrscht, sind die Ärzte für jeden Kollegen dankbar, der ihnen hilft, die Patienten zu behandeln. Man pflegt hier eine kollegiale Gemeinsamkeit.“

Allgemeinärztin Michaela S.: „Hier in Zürich muss man zwischen Ausländern und Deutschen unterscheiden. Es ist schwerer für einen Deutschen, sich in Zürich zu integrieren, als für einen Franzosen. Es geht mir oft so, dass ich angelächelt werde, aber sobald ich dann Hochdeutsch spreche, ist es vorbei mit der vordergründlichen Freundlichkeit.“

Wo sehen Sie die Vor- und Nachteile des Abrechnungssystems?

Kinderärztin Elke K.: „Das Abrechnungssystem in der Schweiz ist sehr gut und einfach zu handhaben. Es wird – wie bei Privatpatienten in Deutschland – eine Rechnung beispielsweise einmal monatlich erstellt, welche dann von den Krankenkassen bezahlt wird. Es wird im Wesentlichen nach Zeit abgerechnet und die elektronische Übermittlung erfolgt wöchentlich über eine Abrechnungsfirma. Die elektronische Praxisführung, die Agenda und das Patientendossier sind sehr benutzerfreundlich.“

Allgemeinärztin Michaela S.: „Bin mit meiner Kollegin in diesem Punkt völlig d’accord!“

Anm. der Red.: Mehr zum Schweizer Abrechnungssystem finden Sie in unserem Beitrag „Ärzte in der Schweiz: Das sind die Vorteile des Abrechnungssystems“.

Wie haben Sie Ihre Praxis gefunden?

Kinderärztin Elke K.: „Ich habe meine Praxis über eine Internet-Plattform gefunden und bin mit meiner Wahl sehr zufrieden. Da ich allerdings bald in Ruhestand gehe, suche ich jetzt einen Praxisnachfolger zum Ende 2017 oder Anfang 2018. Alle Interessierten können sich gerne bei B-Plus Project AG diesbezüglich melden.“

Allgemeinärztin Michaela S.: „Auch ich habe meine Praxis über das Internet gefunden. In der Schweiz muss man allerdings furchtbar aufpassen: Unerfahrene Ausländer werden oft einfach ausgenommen. Die Gesetzte sind zum Teil viel verschwommener als in Deutschland. Ein Anwalt kostet in Zürich mindestens 400 CHF pro Stunde. Die Praxis, die ich übernommen habe, hat nicht mit den vertraglich zugesicherten Eigenschaften übereingestimmt.“

Man muss mindestens vier Mal mehr verdienen als in Deutschland, um den Lebensstandard hier in Zürich zu halten.

Wie viel verdient man in der Schweiz?

Kinderärztin Elke K.: „Man verdient hier sehr gut. Allerdings sind auch die Lebenshaltungskosten in der Schweiz deutlich höher. Das muss man auf jeden Fall in Kauf nehmen.“

Allgemeinärztin Michaela S.: „Man muss mindestens vier Mal mehr verdienen als in Deutschland, um den Lebensstandard hier in Zürich zu halten. Die Unkosten sind sehr hoch. Eine Praxisassistentin verdient hier beispielsweise zwischen 4000 und 6000 CHF im Monat. Auch die Miete für meine Praxisräumlichkeiten ist sehr hoch. Zudem sind die Lebensunterhaltungskosten in Zürich unheimlich teuer. Eine Pizza Margerita kostet hier ungefähr 24 CHF, ein normales Tagesgericht in einem Lokal zwischen 28 und 45 CHF. Ich wohne aktuell in einer kleinen 1-Zimmerwohnung ohne Badewanne und bezahle mehr als 1200 CHF. Manchmal denke ich, dass ich zu Studentenzeiten besser gelebt habe.“ 

Anm. der Red.: Das durchschnittliche Einkommen der privat praktizierenden Ärzte in der Schweiz kann anhand der Alters- und Hinterbliebenenversicherung ermittelt werden. Es beträgt danach zwischen 214.500 EUR und 224.000 EUR jährlich. Diese Zahl beinhaltet nicht den Verkauf von Medikamenten, berücksichtigt jedoch die in der Praxis durchgeführten Laboranalysen. Ärzte in der Schweiz können ihr Einkommen durch folgende zusätzliche Tätigkeiten aufbessern:

Praxiseigene Apotheke: In einigen Kantonen ist es Ärzten erlaubt, selbst Medikamente zu verkaufen. Durchschnittlich verkauft ein Arzt Medikamente für 290.000 EUR. Nach Berechnungssimulationen beliefen sich die Betriebskosten inklusive der Gehälter von Praxismitarbeitern und Labor auf 25.000 EUR. Abzüglich der Kosten für den Erwerb erwirtschaftet der Arzt im Durchschnitt einen Reingewinn von 53.000 EUR, was 7.50 EUR pro Medikament entspricht.

Laboranalysen: Viele Ärzte führen die Analysen in ihren Praxen durch. Da aber Umsatz und Einkommen bei dieser Tätigkeit allerdings eher sinken, beauftragen viele Ärzte immer häufiger spezialisierte Labore. Quelle: Vermittlungsfirma B-Plus Project AG.

Rat an alle Kollegen, die übersiedeln wollen

In diesem letzten Punkt sind sich beide Ärztinnen einig: Unabhängig davon, wie schön die Schweizer Natur ist und wie zufrieden man mit seinem Beruf ist, vermissen die Beiden doch die Heimat und vor allem Familie und Freunde. Elke K. rät deswegen allen Ärzten, die kommen möchten, auch Kollegen zu „akquirieren“ und sie mit in die schöne Schweiz zu holen.

Quelle: Dieser Beitrag basiert auf zwei Erfahrungsberichten deutscher Ärztinnen in der Schweiz, die uns von der Vermittlungsfirma B-Plus Project AG zur Verfügung gestellt wurden. Redaktion: Marina Urbanietz, coliquo.

 

Die Schweiz in Zahlen und Fakten

Politisches System: Die Schweiz ist ein republikanischer, föderaler Bundesstaat mit 26 Kantonen. Eine Besonderheit sind die starken Elemente der direkten Demokratie. Über Initiativen und Referenden kann die Bevölkerung direkten Einfluss auf die Regierung nehmen.

Sprache: Offizielle Landessprachen sind Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Welche Sprache Amtssprache ist, wird von den Kantonen bestimmt. Die meistverbreitete Sprache ist Deutsch (65%), gefolgt von Französisch (22,6%) und Italienisch (8,3%). Rätoromanisch wird nur von 0,5% der Bevölkerung gesprochen.

Währung: Die Landeswährung ist der Schweizer Franken (CHF). Ein Franken wird in 100 Rappen unterteilt. Der aktuelle Wechselkurs (August 2018) liegt für einen Euro bei 1,15 CHF. 

Klima: Das Klima ist abhängig von der Höhenlage, nördlich der Alpen herrscht ein mitteleuropäisches Klima, südlich ein mediterranes.  

Gesundheitssektor: Jeder Bürger ist obligatorisch krankenversichert. Krankenversicherungen sind private Unternehmen. Das Gesundheitssystem ist traditionell föderalistisch aufgebaut, mit Unterschieden zwischen den Kantonen.

Bevölkerung: Etwa 8,4 Millionen Menschen leben in der Schweiz, davon 2,1 Millionen ohne Schweizer Staatsangehörigkeit. Größte Ausländergruppen sind Italiener, Deutsche und Portugiesen.

Religion: 75% der Bevölkerung bezeichnen sich als Christen, wovon die Mehrheit römisch-katholisch ist. Im Vergleich mit anderen Ländern Europas ist der Buddhismus stärker vertreten.

Verkehrsmittel: Die Schweiz hat das dichteste Eisenbahnnetz der Welt und befördert über 300 Millionen Passagiere im Jahr. Für die Nutzung der Autobahnen ist eine Vignette erforderlich.

Flugverbindung von Deutschland: Die größten Flughäfen sind in Zürich, Genf und Basel. Außerdem gibt es weitere Regionalflugplätze.

Wichtige Links und Ansprechpartner

Die Genehmigungen für Ärzte zu praktizieren und die Leistungen den Krankenversicherungen in Rechnung zu stellen, werden von den jeweiligen Kantonen einmalig und lebenslang erteilt.

Ausführliche Informationen finden Sie beim Bundesamt für Gesundheit  und der Verbindung Schweizer Ärzte

Die Wichtigste Anlaufstelle für alle Informationen rund um das Thema Migration

Schweizerische Ärztezeitung (mit Stellenmarkt)  

Übersicht zertifizierter Weiterbildungsstätten in der Schweiz

Schweizerisches Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung

Buchtipp: "Management im Gesundheitswesen: Die Schweiz"

 

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